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Rumänien

Dienstag, 3. Juli

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Nach dem Frühstück hatten wir das Problem, dass wir keine rumänischen LEI hatten. Eine Autobahnvignette auch nicht. Gut, die Autobahn fängt erst nach 30 Km an, aber finden wir bis dann einen Bankomaten um eine Vignette kaufen zu können? Wir beschlossen mal zu fahren und den Rest auf uns zukommen zu lassen.

Also erreichten wir kurz vor Mittag die Grenze.

Zwei junge Grenzer verschwanden mit unseren ID's und Wagenpapieren im Büro. Einer der Beamten wollte noch einen Blick ins Innere des Wagens werfen. "Nice" meinte er und fertig war die Inspektion. Nach ein paar Minuten erschien ein anderer Beamter, händigte uns wortlos die Papiere aus. Ein freundliches Gesicht sieht anders aus, dachte ich so für mich. Wahrscheinlich stinkt ihm die Vorstellung, dass beim bevorstehenden Beitritt Rumäniens zu Europa sein Job an Bedeutung verlieren könnte.

Die beiden jungen Grenzer winkten uns noch freundlich zu bei der Wegfahrt, dann waren wir in Rumänien.

 

Auf der Fahrt durch die Dörfer hielten wir Ausschau nach so einem geliebten Spielautomaten. Glücklicherweise wurden wir fündig. Anita lief zum Bankomat zurück und ich hielt die Stellung am Strassenrand. Es dauerte endlos. Schon längst war sie aus dem Sichtfeld des Rückspiegels verschwunden. Nach geraumer Zeit war sie plötzlich wieder da, sie hatte Hilfe geholt auf der gegenüberliegenden Polizeistation. Eine nette Beamtin hätte sie zum Automaten begleitet und ihr die Tücken der alten Maschine in Zeichensprache erklärt. Die verschiedenen Währungsbezeichnungen sorgten anfänglich für Verwirrung.

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Rumänischer Leu: Europas erste Polymer-Währung. Der Rumänische Leu (RON, der frühere Code war ROL) ist die Währung Rumäniens. Ein Leu unterteilt sich in 100 Bani, die Mehrzahl von Leu heisst Lei.

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Das nächste Ziel war ein Campingplatz nahe der Stadt Sibiu. Die 350 km schafften wir in 6 Std.  Den grössten Teil der Strecke fuhren wir wieder über Land und konnten viele Eindrücke über das hiesige Landleben sammeln.

Für das letzte Stück ab Simeria bis Sibu benutzten wir das fertiggestellte Stück Autobahn. Beeindruckend waren die riesigen Agrarflächen. Vorwiegend Mais, Hafer und Weizen wurden hier angebaut. Mais ist das Nationalgericht der Rumänen. Es wird in beinahe allen Gerichten als Ballaststoff beigegeben.

Es war Erntezeit, überall sahen wir Mähdrescher oder deren riesige, aufgewirbelte Staubwolken irgendwo am Horizont. Inmitten der Felder machten wir Gewerbebauten aus, wo das Korn angeliefert und weiterverarbeitet wurde. Trotzdem hatten wir das Gefühl, “das schaffen die nie vor dem Winter“. Solche Dimensionen zu bearbeiten überstieg unsere Vorstellungs-kraft.

 

Die Strassen waren zum allergrössten Teil sehr gut. Aber, auf ab und zu auftauchende  Schlaglöcher musste man jederzeit gefasst sein.

Müde machten vor allem die dauernd wechselnden Tempolimiten. Zwischen 50 und 110 km kam alles vor. Spätestens als mich innerorts die Sattelschlepper überholten merkte ich, dass ich offensichtlich als Einziger die Bedeutung der Zahlen auf den Tafeln ernst nahm! Die Lastwagenchauffeuere haben sich anscheinend auf eine konstante Durchschnittsgeschwindigkeit geeinigt, die das Fahren angenehmer macht. Überhaupt hatten wir das Gefühl, als gäbe es nur Sattelschlepper auf dieser Strecke zwischen Gyula und Bran. Sie dominierten in ihrer Anzahl den Verkehr.

Speziell fanden wir die Anwesenheit der "Belles de Nuit“ auf vielen Ausstellplätzen in den Wäldern, die auf Kundschaft hofften.

Wie überall (auch in der Schweiz) trübten die achtlos weggeworfenen Abfälle das Bild solcher Plätze. Ansonsten war es sehr sauber in dieser Gegend Rumäniens. Trotz des regen Verkehrs empfanden wir das Fahren als angenehm. Keine Drängeleien, keine Huperei, man nahm Rücksicht aufeinander.

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Die meisten Dörfer die wir passierten, bestanden aus zwei langen Häuserreihen beidseits der Strasse. Kleine Häuschen, zusammengebaut zu einer durchgehenden Mauer. Jedes Haus individuell in Farbe und Gestaltung. Einige verlottert, andere renoviert. Man bekam den Eindruck, dass dieser Wohnstil ein Auslaufmodell darstellt.

In der Umgebung dieser Dörfer waren viele neue Anwesen auszumachen, im modernen Stil und mit schön gestalteter Umge-bung.

Es tut sich was in Rumänien. Überall werden Häuser und Strassen gebaut oder erneuert. Wir hatten den Eindruck, dass es ihnen besser geht und sie auf dem Weg Richtung Europa sind.

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Unübersehbar die Kirchen. In jedem Dorf, sei es noch so ärmlich, sind die Kirchen die schönsten und grössten Bauwerke. Sie vermitteln unmissverständlich “wo der Bartli den Most zu holen hat“!

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Wir haben bewusst die Gegend im Bereich der südlichen Karpaten gewählt für unsere Reise. Auf einen Besuch der Hauptstadt Bukarest haben wir verzichtet. Bereits im Vorfeld der Reisevorbereitungen wurde uns die Hauptstadt und die Ge-gend weiter östlich, als nicht unbedingt bereisenswert beschrieben. Das ist bekanntlich Ansichtssache. Nur um dies heraus-zufinden wollten wir aber keine zusätzlichen Kilometer riskieren. Schliesslich hatten wir noch einen Termin in Tschechien.

Natürlich gibt es auch regionale Unterschiede. In Regionen mit Industrie trifft man schönere Dörfer an als auf dem Land draussen, wo noch mit einfachem Geräten Landwirtschaft betrieben wird.

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Am Strassenrand wurde allerlei "Hausgemachtes" angeboten.

Diese Gelegenheit nutzte Anita und postete uns ein Glas Honig.

Wir begegneten "Heufudern", von Pferden gezogen, die wie bei uns früher von Hand mit der Gabel beladen wurden. Der Vater an den Leitleinen, die restliche Familie oben auf dem Fuder, so wurde heimgefahren.

 

Grosse Traktoren konnten trotz der riesigen, zu bearbeitenden Feldern, keine ausgemacht werden. Vielmehr noch die alten, kleinen, wie sie bei uns vor 30 Jahren noch üblich waren. 

Gegen Abend erreichten wir, dem Navigationsgerät sei Dank, den Campingplatz. Gelegen an einem Hügel, hoch über dem Dorf Cisnadioara, mit Blick auf die über 2500 m hohen Gipfel der südlichen Karpaten.

Ein überaus schöner Platz mit schönen sanitären Anlagen. Kein Wunder wie sich herausstellte, wird er doch von einem Rumänien-Deutschen geführt. Deshalb waren die meisten Gäste hier auch Deutsche.      

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       Camping "Ananas",         Cisnădioara (Michelsberg)    

 

    GPS   N45°42‘26.0“

              E 24°06‘19.2“

Nach einer erholsamen Nacht verliessen wir das Camp Richtung Heimat des Grafen Dracula. 

Wie üblich, wählten wir im Navi die schnellste Strecke zum nächsten Ziel (ohne Autobahn).

Dieses Mal hat sich die Dame gewaltig verrechnet!

 

Streckenmässig mag dies ja die kürzeste und dadurch die schnellste Strecke sein, aber die Dame im Navi, die mit der freundlichen Stimme, hat sich wohl nie einen persönlichen Überblick zum Zustand der Strasse verschafft. Zweit- und drittklassige Strassen in Rumänien sind nicht zu vergleichen mit denen in unserer Gegend! Man tut gut daran, immer mindestens die roten Hauptverkehrsadern zu benutzen!!

Eine Rumpelpiste par excellence! Der Belag war löcherig wie ein Emmentaler Käse. Wir sind Schlaglöchern ausgewichen; hätten wir diese erwischt, wäre ein Rad samt Aufhängung dort geblieben! Löcher bis zu 15 cm tief und mit einem Durch-messer von 30 – 60 cm gab es da. Es brauchte alle vier Augen, um einigermassen schadenfrei ans Ziel zu gelangen.

Mit grosser Vorsicht zu geniessen sind auch die Bahnübergänge in diesem Land. Selten sind sie mit Schranken gesichert. Meistens mit einem Signalblinker und öfters nur mit einem Kreuz ohne optische Anlage. Sie werden alle im Schritttempo befahren. Auch auf den Hauptverbindungsstrassen. Wers nicht tut, riskiert zudem noch einen Achsenbruch. Zu tief sind die Gräben zwischen Schienen und Strassenbelag. Es musste also vor jedem Bahnübergang angehalten werden, um die Schienen-Strecke links und rechts zu kontrollieren. Erst dann konnte über die Geleise geholpert werden.

Auf der Rückreise nach Ungarn haben wir auch da Verbesserungen angetroffen. Einige wenige Übergänge entsprachen schon dem Standard unserer Breitengrade, mit Hartgummi-Einlagen. 

Kaum zu glauben, dass auf dem Geleise, das aussieht wie ein verlassenes Industriegeleise, dieser moderne Zug verkehrt.

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Die Fahrt über Land dauerte halt ein wenig länger als über die Schnellstrasse, dafür bekamen wir viel mit, wie Rumänien abseits aussieht und funktioniert. Diesel ist praktisch überall erhältlich, viele Tankstellen bieten auch LPG (Tankstellen für die Gasflaschen und -tanks) an. Bezahlen kann man überall mit der Karte oder Cash.

 

In den meisten Dörfern sichteten wir Storchennester auf den Leitungsmasten am Strassenrand. Alle besetzt mit bis zu 3 Jungtieren im Flüggealter. Immer befanden sich die Nester mitten im Dorf, als suchten die Störche die Nähe der Menschen. Dabei hätte es viel mehr Leitungsmasten ausserhalb gegeben. Zur Futtersuche müssen sie eh in die Wiesen hinausfliegen. Warum nicht gleich da nesten? 

Das bleibt uns ein Rätsel!

Schloss Dacula

 

Um die Mittagszeit erreichten wir die 145 km entfernte Stadt Bran und das Draculaschloss.

Wir stellten auf dem Camping "Dracula" ab. Dieser befand sich an der Hauptstrasse,  ca. 1.5 km vom Schloss entfernt am Ufer eines Flusses.  Eine grosse, grüne Matte, man konnte sich hinstellen wo man wollte.

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Gamping "Vampire"   

GPS   N 45°31'40.85"   E 25°22'18.17"   

Bran und das Dragula Schloss

Mit dem Velo machten wir uns sogleich auf den Weg zum Schloss des Grafen Dracula. Leider war er nicht zu Hause. Er sei in Serbien drüben beim Blutsaugen, hies es.

Also durchwanderten wir die alten, ehrwürdigen Räume und machten uns mit der Geschichte der früheren Besitzer bekannt.

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Das Schloss Bran liegt etwa 30 Kilometer von der Stadt Brasov/Kronstadt entfernt und ist eine alte Burg aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die turm- und schiessschartenreiche Anlage diente den Kronstädtern als Schutz vor den osmanischen Eroberern. Schloss Bran wird seit den 1970er Jahren den Touristen als einstiger Wohnsitz von Dracula präsentiert. In Wirklichkeit hat es Vlad Tepes Draculea, der Nachkomme eines Walachenfürsten und historisches Vorbild für Graf Dracula, nie betreten. Findige, rumänische Tourismus-Geschäftsleute entschieden in den 70er Jahren einfach, Bran fortan als Draculaschloss zu bewerben, weil es einfach so aussieht, als ob Dracula sich hier wohl gefühlt haben könnte. Und obwohl dies schon lange kein Geheimnis mehr ist, floriert das Geschäft mit Vampir- und Draculakitsch rund um das Schloss Bran hervorragend. Nicht zuletzt auch wegen den diversen Draculafilmen, die hier abgedreht wurden.

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Der Geheimgang (nicht weitersagen!)

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Touristen aus allen Herren Ländern waren anzutreffen. Restaurants und allerlei Verpflegungs- und Ramschläden reihen sich aneinander. Am Fusse des Schlosses herrscht eine Stimmung wie an der St. Urban-Chilbi. Etwas mehr als eine halbe Million Besucher werden hier jährlich registriert.

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Nun haben wir es gesehen und sind wieder in unserem „Chrutzli“ und schmieden Pläne für die Weiterreise. Nebenbei haben wir noch gemerkt, dass wir den ganzen Tag eine Stunde hinterher hinkten. Rumänien geht nämlich eine Stunde vor!

 

 

 

 

Unser nächstes Ziel war Dragulas Geburtsstadt Sighisoara.

Es ist Donnerstag, 5. Juli. 

 

Die 140 km legten wir zügig zurück und parkten unser WoMo auf dem grossen Parkplatz am Fusse der Altstadt. Durch enge Gassen zwängten wir uns hoch bis auf den grossen Platz mit der evangelischen Kirche. Wir erkundeten die romantisch schöne Altstadt und fanden auch das Haus, in dem Graf Dragula geboren worden sein soll.

Auch hier versuchte man mit dem Namen Dracula am Touristenboom teilzuhaben. Überall soll er verkehrt haben.

Nur ein pfiffiger, jüdischer Restaurantbesitzer schrieb auf seine Tafel vor der Türe: “Dieses Haus hat Dracula nie betreten! “

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Vermutlich hat auch Graf Dracula seinen Schmuck hier gekauft....

Während einer Ruhepause unter dem schattigen Baum einer Gartenwirtschaft beschlossen wir, noch ein paar Kilometer zu fahren.

Das Wetter war super und die Strassen weitgehend gut, über weite Strecken sogar brandneu. So kam es, dass wir am späten Abend in Viseu de Sus, unserem nächsten Ziel in den Karpaten, ankamen.

Hier wollten wir am nächsten Tag eine Fahrt mit der Wassertalbahn machen.

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Die Waldbahn von Viseu de Sus - unser Wendepunkt und eigentliches Ziel der Reise nach Rumänien.

 

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Die auf deutsch meist als “Wassertalbahn” bezeichnete Waldbahn von Viseu de Sus, ganz im Norden Rumäniens an der ukrainischen Grenze gelegen, ist ein einzigartiges technisches Kulturgut: Auf einem Streckennetz von knapp 60 Kilometer Länge verkehren – neben Dieselloks – bis heute holzbefeuerte Dampflokomotiven, womit die CFF Viseu de Sus (rumänische Abkürzung für Caile Ferate Forestiere) weltweit wohl die letzte echte Waldbahn mit Dampfbetrieb darstellt.

Die in der österreichisch-ungarischen “Einheitsspurweite” von 760 mm erbaute Strecke führt kurvenreich, über Brücken und Tunnels, entlang dem Wasserfluss in ein wildromantisches Karpatental. Die Bahn erschliesst ein riesiges Waldgebiet, wo weder Strassen noch Dörfer, dafür aber Bär und Wolf heimisch sind.

Die Nutzung des Holzreichtums im Wassertal begann erst Anfang des 18.Jahrhunderts unter Österreich-Ungarn. Deutschsprachige Kolonisten erschlossen die Urwälder und flössten das geschlagene Holz hinunter nach Viseu de Sus, in die Sägewerke. 1932 begann man mit dem Bau der Waldbahn, die gegenüber der Flösserei einen enormen technischen Fortschritt bedeutete.

 

Waldbahnen waren damals in Europa weit verbreitet, besonders im Karpatenraum. Ihr Funktionsprinzip war einfach: nötigen-falls mit engen Kurvenradien (deshalb die schmale Spurweite!) folgten sie den Wasserläufen; so angelegt, dass die leeren Holztrucks von den kleinen Loks bergauf, die schwer beladenen Züge hingegen bergab ins nächste Sägewerk rollen konnten.

In den meisten europäischen Ländern spätestens nach 1945 durch Forststrassen ersetzt, hielten sich in Rumänien die Waldbahnen sehr lange: 1970 betrieb die staatliche Forstverwaltung noch über 3000 Streckenkilometer, bis 1986 fertigte Rumänien sogar noch neue Waldbahn-Dampfloks, und 1989 gab es immer noch über 15 Waldbahnen mit knapp 1000 Kilometer Gleis.

Die wirtschaftlichen Veränderungen nach 1990 wirkten sich auf die ehemals staatlichen Waldbahnen “CFF” verheerend aus: Innerhalb weniger Jahre wurden alle stillgelegt, abgebaut, Loks und Wagen verschrottet oder verkauft. Eine einzige Bahn fährt heute noch – die Wassertalbahn. Und sie erfüllt bis heute ihren ursprünglichen Zweck als Waldbahn, den Holz-transport.

 

Der Bahnbetrieb wird seit 2003 durch das private rumänische Unternehmen R.G.Holz Company durchgeführt, dem auch das Depotgelände und die meisten Lokomotiven und Wagen gehören. Nach wie vor in Staatsbesitz sind jedoch die Bahnstrecke und ein Grossteil der Wälder im Wassertal.

In den letzten Jahren bekommt die Waldbahn auch Unterstützung aus dem Ausland, durch die Stiftung “Wassertalbahn”. Mit europäischer Hilfe wurden u.a. abgestellte Dampfloks in Betrieb genommen, neue Personenwagen beschafft, das Loko-motivdepot und das historische Bahnhofsgebäude restauriert. Rund um den Bahnhof in Viseu de Sus entsteht eine Infra-struktur, die dem zunehmenden Tourismus Rechnung trägt.

Seit 2005 verkehren für die Besucher fahrplanmässige, von Dampfloks gezogene Personenzüge, und seit 2007 steht das Wassertal als Teil des Naturparks “Muntii Maramuresului” unter europäischem Schutz.

 

Noch hat es die Wassertalbahn nicht ganz geschafft, noch gibt es viele Probleme. Aber die wunderschöne Bahn hat heute viele Freunde in der ganzen Welt, und es werden immer mehr. Die letzte Waldbahn Rumäniens hat, nicht zuletzt dank dem Tourismus, eine Zukunft. (Wikip.).

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Wir parkten auf dem Gelände der Holzbahn, wo Strom und sanitäre Anlage vorhanden waren. Im Moment ist ein Gebäude mit neuen Sanitäranlagen im Bau.

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Stellplatz  Viseu de Sus  N 40°00'01.71''   E 21°43'46.70''

Überall standen Zugskompositionen und Lokomotiven herum. Sofort ins Auge gestochen sind uns die Wagen der alten Wengernalpbahn (WAB, sie fährt aufs Junfraujoch, dem top of switzeland), die den Rumänen gespendet wurden. Noch immer ist auf den Tafeln zu lesen: " Kleine Scheidegg".

Der Schalter war schon geschlossen und so machten wir uns halt vorerst auf Futtersuche. Fündig wurden wir im *** Hotel Gabriela, das wir bei der Anfahrt auf Viseu de Sus erblickt hatten. Ein sehr gepflegtes Etablissement mit exzellenter Küche. Wir genossen den warmen Abend unter dem Schattendach der Aussenanlage.

 

Etwas beschämt waren wir beim Bezahlen der Rechnung;

2 Menus mit Bier, Wein und Dessert samt Kaffees kosteten etwas mehr als 7 Euro total!

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Schon um 07.30 Uhr am nächsten Morgen standen wir Schlange vor dem Ticketschalter der Waldbahn. Er öffnete um 8 Uhr. Für den 10.30 Uhr Zug erhielten wir noch 2 Plätze.

Insgesamt fuhren 4 Dampfzüge im Abstand von 30 Minuten das Tal hinauf. Der erste um 9 Uhr. Überschlagsmässig befanden sich 230 Personen in einem Zug. Eine riesige Organisation, denn an den verschiedenen Haltestellen der 21 km langen Strecke wurde auch Speis und Trank angeboten. Bei der letzten Station oben im Tal, sogar richtige Menus.

Ein super Erlebnis, auch wenn manchmal der beissende Rauch unseres Dampfrosses die Sonne verdeckte und das Atmen schwer machte.

Die in die Jahre gekommene Maschine kämpfte sich im Schneckentempo schnaubend und ächzend das Tal hinauf. Strassen gibt es keine mehr hier oben, die Bahn ist das einzige Transportmittel. Die Wälder sind riesig, die Hänge steil. Längst haben wir die Zivilisation hinter uns gelassen, folgen rumpelnd und ruckelnd dem Flusslauf bergan. Die Schienen sangen ihre eigene Melodie. Hinauf in ein Gebiet wo Bär und Wolf heimisch sind.

Die Loks werden nicht mit Kohle, sondern mit Holz befeuert. Ab und zu musste angehalten werden, um das Holz vom Tender in den Schlot der Lok zu befördern. Auch Wasser musste nachgefüllt- und die Gelenke geschmiert werden.

Unterdessen konnten sich die Passagiere die Füsse vertreten. Beim 1. Pfiff der Lock mussten alle wieder in die Waggons, beim 2. Pfiff wurde gefahren. Nach 2 Stunden waren wir oben an der Endstation. 90 Minuten Pause, dann das Ganze zurück. Diesmal ohne Rauch und Dampf, es musste über weite Strecken lediglich gebremst werden.

Durchgerüttelt und angedünstet, aber glücklich ob diesem erlebnisreichen Tag, kamen wir unten bei der Station an, wo übrigens auch die Schweizer Flagge über dem Eingang weht.

Am Stationsgebäude von Viseu de Sus flattert auch die Schweizerfahne

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Auch die Schweiz beteiligt sich an der Erhaltung der Waldbahn. So verkehren z.B. auf der Strecke ein paar ausrangierte Wagen der Wengernalpbahn (WAB) 

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Die meisten Touristen waren Rumänen.

Spontan reihten sich einige in den Schreit-tannz ein, der oben bei der Endstation  von ein paar Einheimischen angefangen hatten.

In wechselnder Besetzung wurde der Kreis immer grösser, fiel dann wieder in sich zusammen und wuchs von Neuem.  

Die Bahn ist Eigentum des örtlichen Sägewerkes. Allabendlich, nach dem Touristengeschäft, rollt der Holzzug ein, das Tageswerk der Waldarbeiter. In diversen Nebentälern arbeiten Holzschlag-Equipen. Sie werden anfangs Woche mit dem Zug oder den zu Draisinen umgebauten Kastenwagen hinauf gefahren. Sie arbeiten und schlafen dort  bis Ende der Woche.

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Die folgende Nacht war eher mühsam. Rivalisierende Banden wilder Hunde, die im- und ums Areal heimisch sind, hatten wieder mal Meinungsverschiedenheiten bezüglich Reviergrenzen, was sich lautstark und über längere Zeit hinzog. Widerwillig übergab ich dem Chef der Bande, der mich am nächsten Morgen beim Öffnen der Seitentüre treuherzig anschaute, die beiden Kotelettes, die schon seit Längerem im Kühlschrank lagen und langsam anfingen zu “müffeln“.

Hier gehts mit einem Klick zum Film:   https://www.youtube.com/watch?v=rzllYBvyMzk

Hier haben wir den Zenit unserer Reise erreicht, von nun an geht es wieder heimwärts.

Fazit:

Jegliche Vorurteile gegenüber Rumänien haben sich nicht bestätigt. Zu keiner Zeit fühlten wir uns verunsichert oder gar bedroht. Wir wurden überall freundlich bedient. Natürlich fehlt noch ein Anschlussstück zu Europas Standard aber sie geben sich Mühe und arbeiten daran. Viele Fortschritte sind bereits sichtbar. Strassenbau/Reparatur und Häuserbau werden vorangetrieben.

Die Landwirtschaft floriert.

 

 

Das Internet ist, wie übrigens auch in Polen, auf dem neusten Stand, meist mit 5G unterwegs! Der Zugang ist überall gratis. Das Gastgewerbe wirbt mit dem Gratiszutritt und und vermittelt die Passwörter gerne.

 

Je näher man der Heimat kommt, je mehr dreht sich alles nur uns Geld.

 

Deutschland und Österreich hinken da mit dem Internet noch hintennach! Immer noch wird auf den meisten Campingplätzen für den Internet-Zugang viel Geld verlangt, obschon der Empfang meistens nicht auf dem ganzen Gelände gewährleistet ist. Auch lässt die Qualität vielerorts zu wünschen übrig! So z.B. in München, auf einem stadtnahen Campingplatz. Auf meine Frage nach dem WiFi meinte die Frau an der Rezeption, ja das Internet kostet, funktioniere aber nicht immer und deutete auf den Himmel: “zu viele Wolken“?!

Beim Bezahlen der Platzmiete schob sie meine Kreditkarte in das Gerät und ging, den Arm zum Himmel streckend, vor dem Haus auf und ab bis das Gerät Verbindung hatte und die Zahlung verarbeiten konnte. Eine Lachnummer! Und das im 21. Jahrhundert, in einem vermeintlich “hochtechnisierten“ Land, zu einer Zeit wo wir imstande sind, Bilder aus der Erdumlaufbahn auf die Erde zu senden und umgekehrt...!

 

 

Die sanitäten Anlagen auf den Campingplätzen in Rumänien, Ungarn und Tschechien entsprechen nicht immer dem euro-päischen Standard. Wer solche Länder bereist ist sich bewusst, dass gewisse Einschränkungen in Kauf zu nehmen sind.

Wer Rumänien zu bereisen gedenkt tut gut daran, die neuste Strassenkarte zu besorgen. Mit Vorteil sind die rot ein-gezeichneten Hauptstrassen zu benutzen. Die gelben 2.-Klass-Strassen sind löcherig, holprig und kosten viel Zeit und Mühe. Ohne zusätzliche Luftfederung kein Vergnügen zum Befahren..

An den Tankstellen und Restaurants kann man mit der Karte bezahlen. Meistens wird man gefragt: “cash or card“ ?

Die Dieselpreise waren in Rumänien so um die CHF 1.50. (Euro 1.30) Ungefähr gleich wie in Ungarn.

 

 

 

 

 

 

 

Über Budapest und Bratislava nach Prag.

 

Wir waren noch ca. 160 km von der Grenze zu Ungarn entfernt. Entlang der ukrainischen Grenze und ungefähr auf halbem Weg nach Budapest, fanden wir den schönen Camping" Igrice" in Ungarn. Ein grosser Platz mit Schatten spendenden  Bäumen und Seeanstoss. Angrenzend an den Zoologischen Garten.

 

   

 

                      Hier, unter einer riesigen Trauerweide verbrachten wir eine ruhige Nacht ohne Hundegekläff.

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"Camping Igrice" in Nyiregyhaza      GPS:   N 48°0'0.972“    E 21°43'47.208“

Für die Strecke Richtung Budapest am nächsten Tag benutzten wir die Autobahn. Ungarn hatte uns in dieser Region nichts mehr Neues zu bieten. Wir beschlossen nicht nach Budapest zu fahren. Die Stadt kannten wir bereits von zwei früheren Besuchen.

 

Den Campingplatz “Papsziget“ in Szentendre, 12 km von Budapest entfernt, benutzten wir lediglich als Stopover.

Die Hauptstadt von Ungarn ist von hieraus bequem mit dem Zug oder dem Bus erreichbar. Unter anderem sind Tickets für Stadtrundfahrten bereits an der Rezeption erhältlich.

WiFi (5G) auf dem ganzer Platz und die Benutzung des Swimmingpools waren gratis!

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Camping "Papsziget"

 

GPS:   N 47°40'54"  E 19°04'58" 

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Hier geht es weiter nach Tschechien:

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